Ein Mensch zu sein, sich selbst zu sein. Scheint naheliegend und logisch. Zu leben und zu sein, was man tief im Inneren spürt. Äussere Strukturen, gesellschaftliche Normen, Meinungen und Erwartungen von anderen beeinflussen uns. Legen sich manchmal wie ein Nebelmeer über uns. Erschweren unsere Sicht auf die Dinge, die Welt, wie sie für uns ist. Getrieben vom Druck auferlegter Strukturen und Rahmenbedingungen verbiegen wir uns. Wir werden gemessen an Leistungen, materiellen Gütern. Bilder, Ängste, erlernte Muster, die uns helfen sollen zu unterscheiden was richtig oder falsch ist, nisten sich in unser Denken ein. Verwirren unseren Geist, ermüden den Körper.
Unser Bedürfnis geliebt zu werden, weil wir sind, wer wir sind, lässt uns manchmal schwanken. Lässt uns Kompromisse eingehen, wir passen uns an. Das macht man eben so…
Der Mensch ist ein komplexes Wesen, mit Ecken und Kanten, Licht- und Schattenseiten. Was wollen wir der Welt zeigen? Was verstecken wir selbst vor uns selber? Im Spiegel möchten wir das perfekte Bild sehen, das uns eigentlich vergiftet. Doch wissen wir wohl alle, dass es Mut braucht vor einen Spiegel zu treten und wirklich „hinein“ zu schauen. Wirklich zu sehen, was da ist. Wer kennt sie nicht, die Sehnsucht nach dem wahren Ich? Doch oft ist diese Sehnsucht gepaart mit der Angst genau davor. Angst davor zu sein, was man eben ist. Vielleicht wird es nicht verstanden, nicht akzeptiert, gilt als weniger wert, seltsam, komisch, anders…so entwickeln wir Muster, setzen uns Masken auf, spielen ein Spiel. Als Schutz? Warum muss ich mich vor mir schützen? Bin ich eine Gefahr für andere? Bin ich nicht richtig, so wie ich bin?
Manchmal tut es mir weh zu sehen, wie viele Menschen mit diesen Fragen kämpfen, sich selber in Frage stellen, nur weil sie nicht einer Mehrheit entsprechen. In einer Welt, in der solche Hierarchien bestehen, die mit ihrem Wertesystem Menschen kategorisiert, in Schubladen steckt, entscheidet, was als lebenswert und was nicht angesehen wird, ist es schwierig sich selber zu sein. Ist es schwierig ein Schmetterling zu sein mit vielen verschiedenen Farben, Facetten und Seiten. Ist es schwierig ein komplexes Wesen zu sein, nicht einfach sondern kompliziert und vielschichtig.
Ich bin ein Schmetterling, der fliegen muss. Der seine Farben und Facetten zeigen will, weil er sonst eingeht, wenn er gefangen ist in einem Käfig. Auch wenn er aus Gold ist. Immer wieder habe ich mir diese Fragen gestellt, mir selber Grenzen gesetzt, die mich einschränkten, mir Kraft und Energie nahmen. Wer liebt mich, so wie ich bin? Wer akzeptiert mich, so wie ich lebe? Weil er oder sie es will, weil ich bin, wer ich bin…nicht weil es eben nicht anders geht. Wie oft habe ich mich selber hinterfragt, mir selber keinen Wert gegeben, weil ich es so gelernt habe.
Zu sein wer man ist. Scheint einfach und logisch, nachvollziehbar und naheliegend. Doch genau das braucht im Leben den meisten Mut. Wir sind alle Schmetterlinge, einzigartig und ein Wunder. Ich bin froh, habe ich den Mut zu fliegen, vielleicht macht es anderen Mut ihre eigenen Flügel auszubreiten. Vielleicht macht es ihnen Mut in den Spiegel zu schauen und zu geniessen, was sie sehen.
Danke allen Spiegeln, die mich sehen liessen, was tief in mir lebt!!